3. Auflage 3800 n. St., 42 S.
Die von der Kirche kontrollierte Geschichtsüberlieferung berichtet uns, daß die christlichen Missionare, als sie nach Germanien kamen, ein primitives, rohes Volk vorfanden, dem erst durch das Christentum Kultur und Sitten beigebracht werden mußte.
Inhaltsverzeichnis
- Kurt Eggers: Der Weg des Freien 4
- Vorwort zur 1. Auflage 5
- Vorwort zur 2. Auflage 5
- Einführung 6
- Geschichte der Missionierung 8
- Methoden der Umerziehung 9
- Heilige Symbole 13
- Schrift und Sprache als „Geheimnis“ 15
- Die religiöse „Umerziehung“ 17
- Die Umformung des Brauchtums 19
- Soziale Umschichtung zur Befestigung der Kirchenmacht 22
- Schwächung der Volkskraft 24
- Inquisition und Kreuzzüge 25
- Vom Freien zum „armen Sünder“ 27
- Germanisch oder christlich 30
- Luther, ein erster Schritt 32
- Aufklärung und moderner Geist 34
- Neuer Lebensglaube 37
- Artbekenntnis 40
- Schriftenreihe der Artgemeinschaft 42
- Buchreihe der Artgemeinschaft 43
Der Weg des FreienHochaufgerichtet Sein Blick verlor sich Einsam bereit, Die Faust hielt fest Ein Blick noch in das helle Licht Kurt Eggers |
Einführung
Die von der Kirche kontrollierte Geschichtsüberlieferung berichtet uns, daß die christlichen Missionare, als sie nach Germanien kamen, ein primitives, rohes Volk vorfanden, dem erst durch das Christentum Kultur und Sitten beigebracht werden mußte.
Nun, „wenn Menschen schweigen, werden Steine reden“, dieser Ausspruch findet in immer größerem Ausmaß seine Bestätigung. Die scheinbar undurchdringliche Schicht, die über das Leben in Germanien vor der Christianisierung gebreitet war (wir hören nur von faulen, sich auf Bärenfellen räkelnden und unablässig Met trinkenden Männern), wird durch mühsame Forschungs- und Grabearbeit durchstoßen, und es zeigen sich wieder Spuren vergangener Größe und Herrlichkeit. Es finden sich gut angelegte Handelsstraßen und Zeugnisse von ehemals hoher Kultur und Kunstfertigkeit.
Ein armes, menschenleeres Land hätte auch niemals einen über drei Jahrzehnte währenden Abwehrkampf gegen die Aggression Karls des Großen führen können.
Das allein ist schon der Beweis für die Stärke und Widerstandskraft eines großen und hochstehenden Volkes. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß die gleichen Methoden, wie sie bei der Christianisierung Germaniens angewandt wurden, sieben Jahrhunderte später auch in Mittel- und Südamerika gegen die dort vorhandenen hochstehenden Kulturen der Inkas, Mayas und Azteken benutzt wurde, wo auch erst jetzt (d.h. seit Beginn des 20. Jahrhunderts) die vom Urwald überwucherten, großartigen Dokumente der vorchristlichen Zeit ans Tageslicht gebracht werden, wenn auch umgestürzt und zertrümmert. Die Einstellung der Christen heidnischen Völkern gegenüber, die sich nicht freiwillig unterwerfen wollten (sie boten Freundschaft, aber keine Unterwerfung), hatte sich also im Laufe der inzwischen vergangenen sieben Jahrhunderte nicht im Geringsten geändert, es gab auch noch nichts Schlimmeres, als den Vertretern von Liebe und Gnade ausgeliefert zu sein. Selbst von Reinhold Schneider, dem betont christlichen Schriftsteller, wird beschrieben, wie die Indianer das Christentum verfluchten, ehe sie unter grausamen Qualen starben.
Hier muß die Feststellung gemacht werden, daß, im Gegensatz zu den südamerikanischen und südeuropäischen Kulturen, die germanischen Bauten und Heiligtümer größtenteils aus Holz bestanden haben. (Kerker-, Kirchen- und Klostermauern gab es damals noch nicht, auch keine festen Burgen und Schlösser für Zwingherren. Das waren erst Errungenschaften der späteren christlichen Epoche). Alle diese Kulturdenkmäler waren leicht zerstörbar, und nur wenige, in Stein gehauene, aber meist auch halb zerstörte Zeugen der Vergangenheit geben uns noch heute Kunde vom Leben und Denken unserer Vorfahren. – Was sich unter der Erde bis jetzt noch fand an Erzeugnissen der hochentwickelten Schmiede- und Goldschmiedekunst (soweit nicht verrostet: Waffen, Geräte, Schmuck, Geschmeide) und Töpferei (soweit nicht zerbrochen: Tongefäße und Urnen in allen Größen und Formen, einfach und reich verziert) wurde geborgen. Auch Seifen- und Glasherstellung waren schon bekannt.
Naturgemäß mußten die Erzeugnisse er Weberei (Leinen, Wolle) und Lederherstellung und -verarbeitung der Verwesung anheim fallen bis auf wenige Stücke, die durch irgendwelche besonders günstigen Umstände erhalten blieben. So werden im germanischen Museum in Nürnberg Kämme im Lederetui und Rasiermesser aus vorchristlicher Zeit gezeigt. Es gab auch Scheren für Bart- und Haarschnitt. Auch Holzschnitzereien (Runen, Runenstäbe mit allen Runenzeichen, ebenfalls in Nürnberg zu sehen) und Horngeräte (Kämme, Blas- und Trinkhörner) sind zerstörbar, und es ist meist nur besonders glücklichen Umständen zu verdanken, wenn etwas erhalten blieb. Aber Musikinstrumente aus Bronze, die Luren, sind noch erhalten und zeigen, daß zu ihrer Herstellung große Musikalität und Kunstfertigkeit Voraussetzung waren. –
Auf geistigem Gebiet blieb nur das Wenige erhalten, was in anderen Ländern der Vernichtung entging (Edda), und was Mönche in entstellter Form nach mündlichen Überlieferungen aufgeschrieben haben. Alles andere fiel der Zerstörungswut, vor allem Ludwigs des Frommen (Sohn Karls des Großen), zum Opfer, der damit der erste Bücherverbrenner in deutschen Landen war. Wenn es auch noch keine Bücher waren, so doch immerhin Sammlungen von Götterliedern und Heldengesängen, also geistige Erzeugnisse.
Dieser Vernichtung des germanischen Geistesgutes entspricht, wenn auch in ungleich größerem Maße, die Vernichtung der Bibliothek in Alexandria, in der alles Geistesgut des Altertums enthalten war. Sie wurde im Jahr 391 durch fanatische Christen zerstört, weil es, außer der Bibel, vor Jesus möglichst wenig Geistesleben gegeben haben sollte. Rücksichtsloser Fanatismus und Haß gegen Andersdenkende zeigten sich also von Anfang an.
Da nun in unserem eigenen Land fast alles vernichtet war, kommt alldem, was in anderen Ländern der Zerstörung entging, eine um so größere Bedeutung zu. Hier handelt es sich um solche Überlieferungen wie die Edda, die in Island gefunden wurde, und um Stellen bei Cäsar und Plinius, sowie um die Germania des Tacitus, die allerdings vom Vatikan zensiert wurde. In Rom existierte zwar eine reiche Literatur über Germanien, doch wurde ebenfalls alles vernichtet (vor allem Plinius) bis auf die nicht in jeder Einzelheit zuverlässige Schrift von Tacitus, der nicht selbst in Germanien gewesen war. In ägyptischen Tempeln fanden sich Bilder und Aufzeichnungen auf Papyrusrollen in Hieroglyphenschrift, die auf ein riesiges, vorchristliches , germanisches Reich schließen lassen. In Skandinavien wurden reiche Funde gemacht und viele Felszeichnungen entdeckt, allein 2000 in Schweden. Skulpturen in Italien, Funde bis zum Schwarzen Meer und zur afrikanischen Küste sowie in Spanien vervollkommnen das Bild von einem gewaltigen Volk und einer hochstehenden Kultur und Weltanschauung.