Diese Schrift, zusammen mit zwei anderen, wurde neu aufgelegt im Buch “Brauchtum im Artglauben“.
4. erweiterte Auflage 3805 n.St., 140 Seiten, einige Abbildungen,
Das Brauchtumsheft „Weihnachten“ ist das erste in der Reihe der Schriften, welche die Artgemeinschaft zur Feiergestaltung herausgibt. Jahrelange Vorarbeiten sind dazu notwendig gewesen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Juleingangsfeier I
- Juleingangsfeier II
- Ruprechtsfeier für kleine Kinder
- Ein Weihnachtsspiel mit Kindern
- Häusliche Weihnachtsfeier
- Julfeier im größeren Kreis
- Weihnachtsfeier mit Erwachsenen und Kindern
- Jahresausklang
- Julzeitende
- Nachbemerkung
- Musikbeispiele
Vorwort zur ersten Auflage
Das Brauchtumsheft „Weihnachten“ ist das erste in der Reihe der Schriften, welche die Artgemeinschaft zur Feiergestaltung herausgibt. Jahrelange Vorarbeiten sind dazu notwendig gewesen.
Unsere Gefährtin Rose Kusserow, die allzufrüh starb, hat den Grund für eine sorgfältige und umfassende Brauchtumsgestaltung der drei Kreise gelegt. Es ist der Jahreskreis, der Volkskreis und der Lebenskreis, welche in den nächsten Jahren eingehend behandelt werden.
Mit diesem Heft „Weihnachten“ kommen wir einem oft geäußerten Wunsche und einem dringenden Bedürfnis der Gesamtbewegung nach. Wir hoffen, aus der Fülle des vorhandenen Stoffes das Wesentliche und Bleibende ausgewählt zu haben. Kenner religiöser Werte werden bemerken, daß auch eine klare und eindeutige Glaubensauffassung aus Anordnung und Auswahl des Stoffes wie aus der Gestaltung der Einzelfeiern spricht.
Wenn sich neue Sprüche, Lieder und Gedichte zeigen sollten, werden wir diese in einem späteren Ergänzungsheft nachfügen.
Die vorbereitende Sammel- und Ordnungsarbeit zu diesem Heft hat eine in Brauchtumsdingen erfahrene Gefährtin in vorbildlicher, fleißiger und verständnisvoller Weise geleistet. Ich konnte keine bessere Bearbeiterin für dieses artgläubige Werk finden. Sie wünscht nicht, ihren Namen bekannt zu geben.
Berlin, den 21. Julmonds 1969
Dr. Wilhelm Kusserow
Vorwort zur zweiten Auflage
Unsere Schrift „Weihnachten – Brauchtum im Artglauben“, die vor fast 30 Jahren zum ersten Mal erschien, ist schon seit vielen Jahren vergriffen. Dies deswegen, weil Weihnachten das wichtigste Fest bei allen Deutschen ist, und einstmals bei allen Germanen war, und deshalb ein großes Bedürfnis nach Feiergestaltung besteht. Weihnachten hat ja an sich mit Jesus überhaupt nichts zu tun. Hundertfünfzig Jahre nach Jesu’ behauptetem Leben fiel den Christen ein, sich Gedanken über den Tag seiner Geburt zu machen, und man gab dabei zwanzig verschiedene Daten an. Noch mehr als hundert Jahre später wurde der Geburtstag durch kirchliches Dekret auf den Wintersonnwendtag festgelegt, an dem die Geburt der Sonne gefeiert wurde. Dies geschah, weil der Mithras-Kult mit dem Kult des „sol invictus“ (unbesiegbarer Sonnengott) im römischen Weltreich die stärkste Konkurrenz für das Christentum war. Man wollte Christus als ein „Licht der Welt“ der Religion des Sonnengottes entgegenstellen, da die Feiern zur Wintersonnenwende nicht abzuschaffen waren.
An sich müßte die Geburt von Jesu also am 20.12. jeden Jahres gefeiert werden; weil der tatsächliche Tiefstand der Sonne sich im römischen Kalender immer weiter von diesem Datum entfernt hatte, und im Spätmittelalter um den 13.12. (das wirkt im schwedischen Lucia-Brauchtum noch nach!) lag, wurde im Spätmittelalter durch eine Kalenderreform der Kalender umgestellt, wobei man allerdings falsche Berechnungen anstellte und sich um vier Tage verrechnete. Deswegen wird in der westlichen Welt „die Heilige Nacht“ am 24.12. und nicht am 20.12. gefeiert. Dadurch gibt es die Möglichkeit, die Wintersonnwendfeier – die wir im Rahmen der Gefährtschaften feiern – als „Vorweihnachtsfest“ im größeren Rahmen außerhalb der Familie zu begehen.
Obwohl die Kirchen den heidnischen Ursprung des Weihnachtsfestes mit allen Mitteln zu verdrängen suchen, bricht sich doch immer mehr die Erkenntnis Bahn, daß Weihnachten ursprünglich nichts mit Kirchgang und: „Es begab sich aber zu der Zeit …“ zu tun hatte. Um so notwendiger sind Anregungen, wie nichtchristlich die Weihnachtszeit begangen werden kann. Deshalb haben wir uns entschieden, dieses alte Brauchtumsheft wieder neu aufzulegen.
Da die ursprünglichen Verfasser alle verstorben sind, wurden im Text nur einige wenige Dinge verbessert und ergänzt. Hinzugefügt wurde ein weiteres Beispiel einer besonders gelungenen Juleingangsfeier, auch eine Ruprechtsfeier für kleine Kinder und ein von Kindern aufzuführendes Spiel, und am Schluß einige Musikbeispiele. Ferner wurde die Schrift durchgehend mit Zeichnungen versehen, um auch durch das Bild auf die Weihnachtszeit einzustimmen. Wir hoffen, daß diese Auflage mit noch größerer Zustimmung als die erste Auflage aufgenommen wird.
Hamburg, den 20.10.3798 n. St.
Jürgen Rieger
Einführung
Weihnachten heißt „Heilige Nächte“ und ist schon an seinem Worte erkennbar als uraltes Erbgut der heidnischen, vorchristlichen und artgläubigen Zeit. Alle seine ursprünglichen Sinnbilder, angefangen von dem Wanderer mit blauem Sternenmantel und das eine Auge verdeckendem Hut, dem Schimmel und der Gabe, dem Guten zu spenden und den Bösen zu strafen, der Stille der folgenden Tage und Nächte, wenn die Himmlischen für eine Weile auf die Erde kommen, dem Ewigen Baum (der Tanne Friggs) und dem Gebot, in dieser Zeit nicht mehr zu tun als unbedingt notwendig ist, all dies ist germanisch, nordisch, urheidnisch und“fromm“ im Sinne unserer Ahnen, wo Frömmigkeit noch Tugend im Althergebrachten bedeutete, Ergebenheit gegenüber den ewigen Gesetzen des Lebens und Wille, das Dasein in Hinblick auf Gesundheit und Schönheit, Tüchtigkeit und Liebeskraft gegenüber allem Werthaften zu gestalten.
So ist der Sinn dieses höchsten Festes des lebenbejahenden Menschen unserer Art die Einkehr in das Innerste unseres Weltbildes, die Hinwendung zu den Quellen unserer Seele und die Heimkunft unseres Herzens zu dem Glauben unseres eigenen Volkes, der zugleich die Religion aller Stämme indogermanischer Herkunft war. Ihm widmen wir uns auch als Menschen unserer Zeit, da wir erkannt haben, daß hier – in diesem Geistes- und Gemüts-Erbe – jene Kräfte liegen, die geeignet sind, auch einem „modernen Dasein“ jene Tiefe und Innerlichkeit wiederzugeben, deren wir alle zur Schaffung neuen Lebensgefühls und damit neuer Kultur bedürfen.
Lichter auf Gräbern in reicher Zahl
strahlten durch Tage den Toten,
setzten den Ahnen ein feuriges Mal,
bleibender Liebe helleuchtender Strahl
denen, die vor uns geboren.
Lichter des Lebens in grünem Ring
bringt dann des Jahreslaufs Kreisen.
Tod gebirt Leben – ein jegliches Ding,
sei es ein großes und sei es gering,
will auf des Lichtes Sieg weisen.
Einmal im Jahr
Einmal im Jahr, in der heiligen Nacht,
verlassen die toten Soldaten die Wacht,
die sie für Deutschlands Zukunft stehen.
Sie kommen nach Haus, nach Art und Ordnung zu sehen,
schweigend treten sie ein in den festlichen Raum –
den Tritt der genagelten Stiefel, man hört in kaum –
sie stellen sich still zu Vater und Mutter und Kind,
aber sie spüren, daß sie erwartete Gäste sind:
Es brennt für sie eine rote Kerze am Tannenbaum,
es steht für sie ein Stuhl am gedeckten Tisch,
es glüht für sie im Glase dunkel der Wein.
Und in die Weihnachtslieder, gläubig und frisch,
stimmen sie fröhlichen Herzens mit ein.
Hinter dem Bild mit dem Stahlhelm dort an der Wand
steckt ein Tannenzweig mit silbernem Stern.
Es duftet nach Tannen und Äpfel und Mandelkern,
und es ist alles wie einst – und der Tod ist so fern. –
Wenn dann die Kerzen am Lichtbaum zu Ende gebrannt,
legt der tote Soldat die erdverkrustete Hand
jedem der Kinder leise aufs junge Haupt:
„Wir starben für euch, weil wir an Deutschland geglaubt.“
Einmal im Jahr, in der heiligen Nacht,
beziehen die toten Soldaten wieder die ewige Wacht.
Die Sonne ist versunken, Nacht über Wald und Feld,
im Dunkel tief ertrunken all süße Lust der Welt.
Laß fahren Herz, laß fahren, sei stark in Not und Pein,
bald wird auf Nordlands Erde ein neuer Frühling sein!
Und liegt im Schnee begraben das Land so weiß und weit
und rufen rauh die Raben, erfüllt ist bald die Zeit.
Es soll uns nimmer schrecken ein Dunkel noch so groß,
das Licht wird neu geboren aus ew’gem Mutterschoß!
Ist eine Nacht der Nächte, da wächst das Wunder leis,
die ew’gen Gottesmächte bezwingen Nacht und Eis!
Laß helle Kerzen brennen im Saal und Innern dein,
bald wird auf Nordlands Erde ein neuer Frühling sein!
Lied
Wenn durchs Land der Herbstwind pfeift, sind schon Berg und Tal bereift,
dann wendet sich mit frohem Sinn, unser Herz zur Julzeit hin:
Herbststürme brausen, grau das Himmelszelt,
wir harren und hausen in unsrer dunklen Welt.
Kein Wettersturm ist uns zu hart; wir sind von Nordlands Art!
Hat der Julmond Schnee gebracht, freuen wir uns dieser Pracht.
Hei, frisch die Schneeschuh angeschnallt, uns ist kein Schnee zu kalt;
Schneestürme brausen über Wald und Feld,
wir schlittern und sausen durch unsre weiße Welt.
Kein Aufwärts ist zu steil, zu hart, wir sind von Nordlands Art!
Hat die Zeit uns wohlgetan, sehnen wir das Fest heran,
die Sonnenwend mit neuem Licht, das hell ins Finstre bricht:
Lichter erhellen jedes deutsche Haus, wo wir uns gesellen,
bei Wetter, Sturm und Braus,
ums heilge Feuer froh geschart, wir sind von Nordlands Art!